Author Topic: "Jung und anders -- Workshopwochenende"  (Read 1641 times)

attx

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Re: "Jung und anders -- Workshopwochenende"
« on: 2014, 04, 02; 18:27:21 »
Was ist ein "Aktions- und Blockadetraining"?

Blockadetraining ist ein Begriff aus dem Demonstrationswesen.

Eine erfolgreiche Demonstration besteht aus zwei Kerngruppen:
  1.   Demonstranten
  2.   Polizisten

In der Regel mögen sich diese Gruppen nicht besonders. Der Polizist wird vom handelsüblichen Demonstranten meist als böse oder wütend wahrgenommen. Der Schlagstock des Polizisten (kurz:  Knüppel) hat eine abschreckende Wirkung, weil die Demonstranten damit in Rudeln verprügelt werden können.

Um der kollektiven Verknüppelung zu entfliehen (Merke: auch Demonstranten fühlen Schmerz) haben die Demonstranten ihrerseits Defensivstrategien entwickelt.

Eine dieser Strategien ist die Blockade, die es zu trainieren gilt. Für die Blockade sollte der Demonstrant neben einer Jause (für die spätere Untersuchungshaft) jedenfalls mit Schildern (zB: Walrettung jetzt! Text ist aber nicht so wichtig) und Steinen ausgerüstet sein.

Der nachhaltig erfolgreiche Demonstrant muss darauf gedrillt sein, dass die Blockade im Über- oder Zugriffsfall durch die Polizei automatisiert und im Schwarm präzise abläuft: Die übergewichtigen Demonstranten bilden bei diesem Manöver den „äußeren Block“ und bilden einen Kreis oder Ring. Zwischen, aber hinter(!) den Übergewichtigen platziert sich der Banner- oder Schilderblock. Das sind die Wichtigsten! Die Bannerblocker müssen beweglich und gelenkig sein. Ihre Aufgabe besteht darin, die (mitgebrachten) Schilder vor den Übergewichtigen, also vor dem Speckgürtel zu positionieren. Dabei müssen sie stets auch die Polizisten im Auge behalten.

In der Mitte dieses Ringes nehmen dann die „Sonstigen“ Aufstellung. „Sonstiger“ kann jeder sein. Man braucht keine besonderen Fähigkeiten. Sogar Taube, Blinde und Krüppel haben diese Position schon erfolgreich besetzt. Das Einsatzinstrument des „Sonstigen“ ist der Stein. (Wichtig ist eben, dass Steine mitgebracht wurden, weil die Vor-Ort-Förderung des Pflastersteins unter Zeitdruck mitunter Schwierigkeiten bringt.) Die Sonstigen wandeln nunmehr den Defensivblock durch Steinwurf (gegen Polizei oder Auslagen; egal) in ein äußerst unangenehmes Aktivkollektiv. Diejenigen Demonstranten, die weder mit Schild noch Stein ausgestattet sind (das ist ja oft eine Kostenfrage) sind von der Teilhabe nicht ausgeschlossen. Sie gesellen sich zwischen die Steinwerfer und brüllen „F*ck you, Fascho“ oder andere Lieder.

Du siehst, GOLEMXIV, es ist nicht einfach und erfordert entsprechendes Training und strategisches Know-How. Schön, dass die *Hihi Jupis* diese Form der Wehrsportübung anbieten.

Zum Tagesordnungspunkt „Geschichte des Feminismus“ schreib ich später. Das ist aber auch eine ganz wichtige Einheit auf dieser Tagung.