Author Topic: Piratenmanifest des hellboy  (Read 2652 times)

hellboy

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Piratenmanifest des hellboy
« on: 2014, 04, 26; 14:59:09 »
PIRATENMANIFEST DES HELLBOY

Seit den Anfängen der Geschichtsschreibung nennt man diejenigen Piraten, die sich in den Zeiten, als man entweder Krieger oder Sklave war, von ihren Herren, seien es Könige oder Priester, lossagten, um fortan für sich selbst zu kämpfen, um frei zu sein. Der Name kommt aus dem Altgriechischen (peiran), und bedeutet ursprünglich sowohl "etwas wagen, unternehmen, oder sich nehmen, was einem zusteht" als auch "mutige Unternehmung" (peira). Sie waren die ersten die es wagten, nicht wie alle anderen nur in Sichtweite der Küste zu segeln, sondern auch die offene See zu kreuzen. "Die Piraten" hieß also nichts anderes als "die Mutigen". Als Reisende zwischen den Kulturen achteten sie bald nichtmehr die Gesetze der einzelnen Länder, sondern nurnoch die des internationalen Handels zur See, und galten so bald allen Ländern als Gesetzlose. Zu ihnen konnte jeder kommen, ohne Ansehen von Herkunft, Rang, Alter, Rasse und Geschlecht, und jeder Pirat konnte auch zum Captain gewählt werden.

Diese Art zu leben wurde in all den Zeiten von den Herrschenden als die allergrößte Bedrohung ihrer Macht angesehen, und darum wurden die Piraten mit allen Mitteln verfolgt, ohne jede Rücksicht auf Moral oder Menschlichkeit. Auch verbreitete man üble Kunde von Menschenfresserei und Teufelsanbetung, die von manchem Piraten nur zu gerne noch gestützt wurde, erzitterte doch bald jeder Seefahrer schon bei dem Wort "Pirat", und war gar leicht bereit, seine Fracht ganz kampflos aufzugeben.

Ab Anfang des 17. Jhdts hatten die meisten europäisch-stämmigen Piraten die Inseln Jamaica, Hispaniola und Tortuga als sichere Basen und Rückzugsorte gewählt. Dort lebten sie in Frieden, auch mit den Ureinwohnern, mit denen sie als einzige Handel unter Gleichberechtigten trieben und mit zahlreichen entflohenen Sklaven. Sie waren die einzige Quelle für alle Seefahrer die haltbare Nahrungsmittel für lange Seereisen brauchten, seien sie eingesalzen oder getrocknet (daher Boucanier, vom indianischen Wort Bukan = einfacher Holzgrill zum Trocknen von Fisch und Fleisch), was sie umsomehr zu Opfern von Verfolgungen machte, da Speisen, die die Besatzung nicht krank machten, christlichen Kommandeuren als Teufelszeug galten. Schließlich haben die Spanier auf Hispaniola einen Biozid verübt, indem sie alle Rinder, Schweine und auch sämtliches Geflügel ausrotteten, und zwangen die Boucaniers damit, Privateers, also Freibeuter zu werden. Die durch die jahrzehntelange Jagd besonders geübten Schützen wurden in Auftrag der Franzosen, aber besonders der englischen Königin bald zu den gefürchtetsten Kriegern auf See, und füllten die Schatzkammern und Konten ihrer Auftraggeber.

Von Anfang an gab es in Griechenland Verträge, die auf Inseln wie Euböa den Piraten und ihren Familien eine gewisse Absicherung garantierten. Aus der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts gibt es die ersten modernen Berichte von solchen Vereinbarungen. 1720 wurden dann les Articles de Bartolomeu Português formuliert. Dieser Vertrag war Vorbild für viele weitere, am berühmtesten sind wohl die Articles Of Agreement von Captain Henry Morgan. Solche Verträge sind die Vorläufer aller modernen Sozialversicherungen, und enthielten genaue Bestimmungen über die Verteilung von Einnahmen und Entschädigungen für Besatzungsmitglieder oder auch deren Famlien im Falle von Krankheit, Verletzung, Verstümmelung oder Tod. Später wurden diese Zahlungen sogar von den jeweiligen demokratisch gewählten Inselregierungen garantiert, und manches große Goldversteck der damaligen Zeit war nichts anderes als das was wir heute als Banksafe bezeichnen.

Um 1800 waren die Piraten die einzigen, die das Embargo gegen die unabhängige Republik, die entflohene Sklaven und Piraten auf Haiti gegründet haben brachen, und somit ihr Bestehen sicherten.
Noch bis in die 1850er kämpften die Piraten an der Seite der Seminolen in Florida für eine freie Republik, wobei es immerwieder zu Massakern der amerikanischen Truppen an den Seminolen und den Piraten kam.

Diese piratischen Gesellschaften waren so erfolgreich, daß die damaligen Monarchien und sonstigen Diktaturen gar keine andere Wahl hatten, als sie mit aller Gewalt zu zerstören, hätten sie doch dem Rest der Welt als Beispiel dienen können. Nichts desto Trotz ist genau das passiert, seien es die ersten modernen Demokratien in Frankreich und den USA oder die ersten Sozialsysteme, Keimzelle und Ursprung all dessen sind in der Piraterie zu finden.
Piraten waren auch die ersten, die gegen Handelsmonopole gekämpft haben, denn wer außer ihnen hätte sich jemals der East India Trading Company entgegengestellt wie die karibischen Piraten, oder der Hanse wie die Vitalienbrüder?

Genau das soll aber auch Erbe wie Ziel von uns modernen Piraten sein. Nicht das kriegerische, das ja nichts spezifisch piratisches war, sondern in der Vergangenheit alle betraf, sondern der Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, heute eben mit friedlichen Mitteln. Die Piraterie ist in einer Zeit entstanden, in der sie selbst das einzige nicht absolutistische Gesellschaftsmodell war. Als die Piraten die ersten Sozialversicherungsverträge unterzeichnet, und basisdemokratischen Gesellschaften gegründet haben, tobte in Europa gerade der 30-jährige Krieg, dem in Mitteleuropa mehr Menschen zum Opfer fielen, als dem 2. Weltkrieg, und das im Namen zweier Auslegungen derselben Religion, die sich Christentum nennt. Der Kampf gegen Diktatur und Monarchie hat bei uns eine jahrtausende alte Tradition.
Und darauf sollten wir stolz sein!

Man mag meinen Blick auf die Geschichte der Piraten für idealisierend halten, doch ist dies harmlos im Vergleich dazu, wie andere ihre Geschichte betrachten, sei es die Monarchie, der Kommunismus, der Faschismus oder die unaufgearbeiteten Verbrechen des Katholizismus. Und im Gegensatz dazu haben die Piraten ihre Geschichte verstanden, und daraus gelernt.

Die Piraten von heute tragen die Traditionen weiter, die ihnen an den Piraten von damals am wichtigsten sind:

• Die Basisdemokratie, die sich heute im Bekenntnis zu Bürgerbeteiligung mit modernen Mitteln manifestiert. Ein Pirat, eine Stimme, das galt schon immer für uns.
• Die soziale Absicherung, die wir mit der Forderung nach einer bedingungslosen Grundsicherung in die heutige Zeit übersetzen.
• Das Bekenntnis zur Gleichheit aller Menschen, das wir durch die Ablehnung von Hierarchien und jeder Unterscheidung nach Geschlecht, Rasse, Herkunft oder Alter vorleben.
• Der Kampf gegen die Unterdrückung, egal ob durch Politische oder gesellschaftliche Zwänge, denn die Freiheit gilt den Piraten noch heute und auch in Zukunft als das allerhöchste Gut.


Piraten sind keine Politiker, sondern politische Aktivisten

Das primäre Interesse von Politikern gilt dem Erlangen von Macht und der Förderung der eigenen Karriere. Politische Aktivisten verfolgen hingegen konkrete politische Ziele, und ihr Interesse gilt ausschließlich deren Erreichung. Wir Piraten Leben im Informationszeitalter, und stehen nicht nur für Transparenz, sondern nutzen auch die modernen Kommunikationswege, nicht um eine Elite zu formen, die die Gesellschaft "von innen" - also von oben - verändert, sondern wollen im Gegenteil alle Menschen aufklären und somit dazu erziehen selbst zu denken. Die Menschen müssen erkennen, daß Eliten, speziell moralische, ein Mythos sind. Wir wollen nicht durch die bestehenden Instanzen, weil wir wissen, daß diese Macht mit sich bringen, und Macht korrumpiert immer. Wir wollen diese Instanzen so reformieren, daß sie eben keine Macht mehr in die Hände von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen legen, um so der Korruption vorzubeugen. Das geht aber nur von außen, weshalb das Streben nach Positionen im bestehenden politischen System für Piraten nur zweitrangig sein kann.


Also Segel gesetzt und klarmachen zum Ändern!

ahoy
hellboy
« Last Edit: 2021, 06, 04; 16:11:34 by hellboy »
Darwin was wrong.                   i'd rather be morally right
Man is still an ape.                   than politically correct!

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hellboy

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Re: Piratenmanifest des hellboy
« Reply #1 on: 2014, 07, 14; 22:35:54 »
Das Manifest des Frankfurter Kollegiums

http://frankfurterkollegium.de/manifest/

Quote
Wir sind das Frankfurter Kollegium in der Piratenpartei.

Wir stellen den Menschen ins Zentrum des politischen und gesellschaftlichen Geschehens, sein Wohl ist das Ziel unseres Tuns. Der Staat, seine Vertreter und Organe haben nur dann eine Berechtigung für ihre Aufgaben, wenn sie diesem Ziel auch folgen. Daraus folgen Pflichten des Staates gegenüber den Menschen, die in diesem Staat leben oder mit ihm zu tun haben.

Der Staat und die ihn stützende Gesellschaft haben für die Bewahrung von Freiheits- und Menschenrechten zu sorgen. Das für unsere Gesellschaft gefährlichste und langfristig existenzielle Problem ist der schleichende und stetige Abbau der Bürgerrechte, der demokratischen und sozialen Teilhabe sowie der Verlust von Freiheit.

Politik sollte auf sachlichen Entscheidungen beruhen. Unser Menschenbild ist geprägt von dem Ideal eines mündigen, aufgeklärten und eigenverantwortlichen Menschen, der in einer freien, humanistischen Gesellschaft lebt. Der Staat hat die Aufgabe, die grundsätzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen um die freie Entwicklung der Gesellschaft und der Menschen sicher zu stellen. Unser Ideal ist daher eine sachliche, humanistisch geprägte, liberale und soziale Politik

Wir wollen den Menschen unsere Schwerpunkte nicht als allheilbringende Botschaft vorgeben. Vielmehr wollen wir durch freie Bildung, die auch soziale und emotionale Aspekte des Menschseins einschliesst, in den Menschen die Fähigkeit und das Streben fördern, frei, gebildet und selbstbestimmt sein zu wollen.

Ein freier Mensch kann nur existieren, wenn er frei von Zwängen ist. Das befreit den Menschen aber nicht von Verantwortung. Alle Rechte, die man als Bürger innehat, enthalten gleichzeitig die Pflicht, sie nicht gegen die Gesellschaft anzuwenden. Die Erkenntnis, dass die eigene Freiheit ihre Schranken in der gleichen Freiheit der Anderen hat, ist Grundlage einer freien und gleichzeitig solidarischen Gesellschaft. Freiheit bedeutet dabei die Bewahrung der Grundrechte der Menschen.

In Freiheit kann ein Mensch auch nur dann leben, wenn er die eigene Privatsphäre frei gestalten kann, ohne Überwachung, Beeinflussung oder äußere Kontrolle, gleich ob durch die Gesellschaft, den Staat oder Unternehmen.

Zur Freiheit gehört auch die Möglichkeit, seine grundsätzliche Existenz zu sichern. Dazu braucht es ein stabiles, faires und offenes Sozialsystem und die Sicherung einer stabilen und intakten Umwelt.

Eine freie Gesellschaft braucht gebildete Menschen. Der Zugang aller Bürger zu Bildung und Information ist einer der fundamentalen Pfeiler einer stabilen Demokratie. Nur Bildung für alle bringt nachhaltig soziale Gerechtigkeit.

Menschen sind nur dann frei, wenn sie die Gesellschaft und den Staat aktiv und bewusst mitgestalten können. Zwingende Grundvoraussetzung hierfür ist, dass politische Strukturen übersichtlich und klar sind; eine Stärkung der Mitbestimmungsmöglichkeiten ist unabdingbar. Volksabstimmungen und Verbesserungen des Wahlrechtes, ein Ausbau der Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Abgeordneten und Bürgern, um politische Entscheidungen im voraus beeinflussen zu können zählen für uns zu den zentralen Voraussetzungen für demokratisches Handeln und menschliche Freiheit.

Unsere Gesellschaft verändert sich ständig weiter. Die Politik muss dem folgen. Unser Ideal einer Partei, aber auch eines politischen Systems ist daher ein System im ständigen Wandel. Wir wollen das Rad nicht zurückdrehen, sondern die von vielen ignorierte, aber immer existente Dynamik der gesellschaftlichen Veränderung in die Politik einbringen.

Wir stehen für Gleichbehandlung durch den Staat, seine Vertreter und Organe. Denn weder sind wir alle gleich, noch wollen wir alle gleich machen. Wir wollen jedoch, dass alle gleich behandelt werden und die gleichen Chancen haben.

Der Respekt vor der Pluralität muss jedem Einzelnen, der Gesellschaft und dem Staat zu eigen sein. Die Würde jedes Einzelnen ist unantastbar. Dazu gehört es, jeden in seiner Unterschiedlichkeit gleich zu behandeln.

Eine freie Gesellschaft kann nicht ohne eine zukunftsfähige und am gesellschaftlichen Gesamtwohl orientierte Wirtschaft existieren. Wir bekennen uns daher zu den Idealen einer sozialen Marktwirtschaft.

Wir Mitglieder des Frankfurter Kollegiums sehen uns als Piraten, die nach diesen Zielen streben, für diese Ziele innerhalb der Piratenpartei werben und daran arbeiten, dass die Piratenpartei diese Ziele in die Gesellschaft und die Politik einbringt, zum Wohle aller. Wir kämpfen für eine freie Gesellschaft mit mündigen, selbstbestimmten, gebildeten und engagierten Bürgern in einem demokratischen und sozialen Rechtsstaat.

hoist the colors!

ahoy
hellboy
« Last Edit: 2014, 07, 15; 14:41:46 by hellboy »
Darwin was wrong.                   i'd rather be morally right
Man is still an ape.                   than politically correct!