Ich bin kein Cheerleader für Papstfreunde und Jesusanbeter, auch nicht von Genderschleckern, aber dieser Post ist passabel geschrieben, gut verständlich und erklärt hier ganz genau, warum der Typ austritt. Er plädiert auf sein Recht auf Transsexualität, weil in einer Piratenpartei bekanntlich alles erlaubt ist. Dafür wird er rüde beschimpft ("Fotzenknecht"? Warum fällt mir sowas nie ein? Ist schon notiert im Zentralcomputer). Das hält diese Memme nicht aus, daher schleicht sie sich. Dieser Argumentationslinie ist nichts entgegenzusetzen, aber sie wirft Fragen auf. Helly, was meinst du?
1.) Darf diese Katholikin in einer Piratenpartei gendern?
2.) Muss sie sich dafür Beleidigungen wie "Fotzenknecht" gefallen lassen?
Ich würde sagen:
1.) Ja, solange es privat, z.B. im Blog oder im Forum ist. Für öffentliche und/oder verbindliche Äußerungen ist die Parteilinie einzuhalten, über die abgestimmt werden muss, besonders von Funktionären. Eigentlich hätte ich gedacht, dass in der Bibel steht, dass Frauen der letzte Dreck sind, und dass daher eine gstandene Papstfreundin dazu keine eigene Meinung haben darf, weil es sich um nichts Geringeres als das Wort ihres Gottes handelt, der immer recht hat.
2.) Ja, solange irgendwie gewährleistet werden kann, dass sich ihr Realname im Zusammenhang außer Reichweite von Google, d.h. Chefs, Verwandten, Chiropraktiker, Nachbarn, Kindern, Enkeln, usw. usf. befindet. Das wäre z.B. durch sorgsam gehütete Pseudonyme gewährleistet. Funktionäre, die sich für eine Karriere als Parasit einen Namen machen wollen, haben nichts zu fürchten, denn als Piratenchefs sind sie ohnedies schon bei jedem unten durch als Wirrkopf und Betrüger.
Hier irgendeinen Gender-**** in der Satzung vorzuschreiben halte ich für bedenklich, wie Vorschriften in der Partei überhaupt, denn eine Bürgerrechts- und Antipopulismuspartei hat von wohlinformierten, mündigen Bürgern und Mitgliedern auszugehen. Wenn ein Mitglied Vorschriften braucht, dann hat die Partei einen Offenbarungseid geleistet: unsere Mitglieder sind nicht mündig oder nicht wohlinformiert. Sie wissen nicht von alleine, was gut für die Partei ist. Genau das ist aber ein bedeutender Teil im Wort "Organisation": Aufklärung, Information der Mitglieder. Überzeugte, informierte Mitglieder sind organisiert.
In diesem speziellen Beispiel heißt das: jedes einzelne Mitglied ist dank entsprechender Aufklärung durch die Partei in der Lage, bei einer allfälligen Abstimmung das piratischste, das richtigste zu tun, was hier vertretbarerweise die Unterlassung des Gender-Fimmels ist. Sollte es nicht so sein, dann steht Aufklärung gegen Aufklärung: wer kann durch die besseren Argumente die Mehrheit der mündigen, wohlinformierten, mitdenkenden und gerechtigkeitsliebenden Mitglieder überzeugen?
Das Problem ist: diese Aufklärung findet auf beiden Seiten nicht statt, wenigstens nicht in der Pöpö. Forumposts und Stammtischbrüllereien sind nämlich keine Aufklärung, eher das Gegenteil.