Author Topic: Es war einmal eine tiefe Kluft zwischen Produkt und Umsatz  (Read 697 times)

hellboy

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systemkritik in eloquent:

Quote from: Karen Columbo
Es war einmal eine tiefe Kluft zwischen Produkt und Umsatz. Diesseits standen Marketer und riefen dankbaren Rezipienten jenseits „Kauft das Produkt!“ zu. Dem Befehl wurde stattgegeben, die Konsumtempel gestürmt, die Kassen gefüllt. Und die Welt war gut.
Dann kam das Netz, und mit ihm (Produkt-)Information, die für jeden jederzeit frei zur Verfügung stand. Nicht schlecht staunten die Werber, als das lieb gewordene tägliche Ritual am Rande der Kluft eine überraschende Wendung nahm: „Warum?“, schallte es als Antwort von jenseits der Kluft zurück, „Wozu? Wo bleibt mein Mehrwert, die Nutzerrelevanz?“. Plötzlich war klar: Das iAge war angebrochen. Aus dankbaren Abnehmern „da drüben“ waren, nahezu unbemerkt, selbstbewusste Individualisten geworden.
Dieses lästig wohlinformierte und unerlaubt selbst erarbeitete neue Selbstverständnis des Kunden wurde auf Marketingseite beileibe nicht goutiert. „Arrogant“, schnaubten die Werber. „Narzissten“, schimpften Dialogmarketer, manch einer dachte im Geheimen: „Alles Egoisten“. Und wirklich wahr: Fehler auf Konzernseite, krasse Umweltsünden etwa oder rassistische/politische/sexistische Hoppalas machten auf einmal in Windeseile die Runde, noch bevor sie unter den Mantel des Schweigens gekehrt werden konnten. Die neuen Egoisten diskutierten in ­Foren und sozialen Netzwerken Produktfehler und -schwächen, was einst Hoheitsgebiet des Marketing, nahm der Kunde nun selbst in die Hand.
„Was tun?“, so der Markt verzweifelt: „Bricht etwa eine iÄra der Ehrlichkeit an? Müssen wir uns jetzt tatsächlich ­gerademachen? Zu unseren Fehlern stehen und uns – gulp! – tatsächlich einmal beim Kunden entschuldigen?“
(atemlose Spannung)
„Ach was!“, lachten die Marketing-Gurus. „Ablenken, immer ablenken! Brot und Spiele! Tut (scheinbar) Gutes an anderer Stelle, und redet laut darüber, macht aus der Not eine Tugend und den Kritiker zum engagierten Kollaborateur!“
Gesagt, getan.

Quote from: Roc
Und weiter: Lass den Kunden deine Arneit machen, auf dass die Vielfalt und Kreativität reduziert wird auf das, was der Kunde glaubt, zu wollen statt dem, was er wirklich benötigt. Gib ihm in einer Welt, die du geschaffen hast und in der er nur noch eine Statistik ist, das falsche Gefühl, an der Entwicklung eines Produktes beteiligt zu sein, das ihm nützt, das aber einzig überhaupt aus dem Zweck heraus entstanden ist, ihn an deine Marke zu binden und diese huckepack über eine flüchtige, nur durch seine Assoziation mit der Marke erworbene Selbstgefälligkeit zu verbreiten. Wie ein Virus von einem Wirt zum nächsten. Und so besteht der Kunde bald nur noch aus einer Hülle, die mit Markenviren gefüllt ist und keine eigenen Identität mehr zulässt.

sowas brauchen wir für die startseite im bereich konsumentenschutz. keine faden forderungen nach vorschriften.

ahoy
hellboy
Darwin was wrong.                   i'd rather be morally right
Man is still an ape.                   than politically correct!

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hellboy

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hab nachgefragt, und hier sind die credits in realnames: Karen Columbo ist Andreas Hierzenberger, und Roc ist Rocco Prumer.

thanks, my friends!

ahoy
hellboy
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schefetasch

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Super Text. Nicht schlecht!

pet

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Das ist gut, aber der hier ist besser:
http://www.cluetrain.com/