Author Topic: Geplante Obsoleszenz  (Read 691 times)

hellboy

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Geplante Obsoleszenz
« on: 2014, 10, 19; 14:26:33 »
Quote from: Heise
Geplante Obsoleszenz als Betrugsdelikt
Thomas Pany 16.10.2014
Frankreich bestraft künftig die absichtliche Verringerung der Lebensdauer von Produkten

Künftig ist es in Frankreich möglich, Produkthersteller oder -importeure wegen "geplanter Obsoleszenz" vor Gericht zu bringen. Ein entsprechendes Gesetz, das zum Energiewende-Gesetzespaket gehört (vgl. auch Das langsame Ende der Plastiktüten), wurde am Dienstag in der Nationalversammlung verabschiedet. Es sieht vor, die "obsolescence programmée" als Betrugsdelikt zu behandeln und zu bestrafen - mit bis zu zwei Jahren Gefängnis und einer Geldbuße von bis zu 300.000 Euro.

An Beispielen fehlt es nicht, wie auf einem Webportal zu erfahren ist, dessen Betreiber seit langem gegen den Murks in Form "geplanter Obsoleszenz" vorgehen. Andere sprechen von "geplantem Verschleiss" ("Im Prinzip heben wir Löcher aus und schütten sie wieder zu"). Zugrunde liegt dem der Ärger über Produkte, besonders oft Elektrogeräte, die für gutes Geld gekauft, so billig gemacht sind, dass sie schneller kaputt gehen, als vom Käufer erwartet, auffallend oft kurz nach Ablauf der Garantiezeit.
    
Häufig kann auch der Käufer alter Schule, der sich noch aufs Reparieren versteht (kursieren eigentlich unter den Schullehrplangestaltern auch Ideen, Reparaturkurse ab der Grundschule einzuführen, um den Werkunterricht sinnvoll zu ergänzen?), nicht viel ausrichten, um das Gerät wieder zum Funktionieren zu bringen, weil dies die Bauart nicht zuläßt oder benötigte Ersatzteile nicht mehr lieferbar sind.

Die geringe Lebensdauer der Artikel sei bewusst so geplant, so der Vorwurf, der mit dem Begriff der "geplanten Obsoleszenz" sein politisches Reizwort hat (Kaufen für die Müllhalde):

Unter Obsoleszenz verstehen wir sämtliche Maßnahmen, die dazu führen, dass Produkte oder Waren ausgemustert und durch neue ersetzt werden. Das lässt sich durch grob gesagt drei Strategien erreichen: Sabotage, Innovation und Marketing. Die unverfrorenste Methode ist die Sabotage: Ich baue in mein Produkt eine Sollbruchstelle ein, die dafür sorgt, dass es nach einer bestimmten Gebrauchsdauer kaputt geht. Das kennt jeder aus eigener Erfahrung: Der Akku wird mit dem mp3-Player verschweißt und kann nicht ausgetauscht werden. Ist er nach zwei Jahren kaputt, muss das ganze ansonsten funktionsfähige Gerät gleich mit weggeschmissen werden.
Jürgen Reuß

In Frankreich soll der Begriff nun in das Verbraucherschutzgesetzbuch (Code de la consommation) aufgenommen werden (es steht noch die Abstimmung im Senat bevor). Die "obsolescence programmée" wird im Gesetzesentwurf definiert als "Gesamtheit von Techniken, durch die derjenige, der das Produkt auf den Markt bringt, bezweckt, namentlich durch die Konzeptionierung des Produkts, die Lebensdauer oder den möglichen Gebrauchswert des Produkts absichtlich zu verkürzen, um den Verkauf von neuen Produkten zu erhöhen. Diese Techniken können insbesondere einschließen: den willentlichen Einbau einer Schadhaftigkeit, einer Sollbruchstelle oder eines programmierten, vorzeitigen Funktionsstopps, einer technischen Begrenzung, einer Verhinderung von Reparaturen oder einer beabsichtigten Nicht-Kompatibilität".

Längere Garantie, Kennzeichnungspflicht und Pflicht zur Bereitstellung von Ersatzteilen

Laut einem Bericht von Le Monde drängten die Abgeordneten zusätzlich darauf, dass die Hersteller die (voraussichtliche) Lebensdauer deutlich ausweisen. So werden sie nach der neuen Gesetzeslage dazu verpflichtet, "alle Produkte entsprechend kennzuzeichnen, die einem Wert von 30 Prozent des SMIC entsprechen". Der SMIC ist der in Frankreich allgemein garantierte, gesetzlichen Mindestlohn; höchstwahrscheinlich ist der SMIC-Monatslohn als Berechnungsgrundlage gemeint, der sich derzeit auf 1.430,22 € bei 35 Stunden die Woche beläuft.

Zudem werden die Hersteller oder die Importeure des Produktes dazu verpflichtet, die Verkäufer darüber zu informieren, für welchen Zeitraum die Bereitstellung von Ersatzteilen auf dem Markt vorgesehen ist. Und: die gesetzlich garantierte Garantiezeit wird auf zwei Jahre festgelegt.

Verbraucherschutzorganisationen wünschen sich, dass der Senat, dem das Gesetz demnächst vorgelegt wird, noch Änderungen hinzufügt: die Erweiterung der gesetzlich vorgeschriebene Garantiezeit auf zehn Jahre und die Verpflichtung zur Lieferung oder Bereitstellung von Ersatzteilen. Abgesehen von diesen Zusätzen wird das Gesetz jedoch als "markantes Signal" gelobt, weil damit der beabsichtigte Murks nicht länger nur eine Angelegenheit ist, die zivilgerichtlich verhandelt wird, sondern ein strafrechtlich relevantes Betrugsdelikt.

Allerdings wird es, wie ein Artikel von Mario Sedlak an dieser Stelle vor ein paar Wochen veranschaulichte (Geplante Obsoleszenz - Ein hartnäckiger Mythos), nicht ganz leicht sein, den Herstellern den Betrug nachzuweisen.

http://www.heise.de/tp/artikel/43/43073/1.html?utm_medium=twitter&utm_source=twitterfeed

Gute Idee von den Franzosen! Jetzt brauchen wir das noch auf europäischer Ebene, und als verpflichtenden Teil jedes Freihandelsabkommens das bereits existiert oder noch kommt.

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Re: Geplante Obsoleszenz
« Reply #1 on: 2014, 10, 19; 14:31:29 »
Die Aufdecker:

Quote from: murks
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Zahllose Produkte gehen kurz nach Ablauf der Garantie kaputt. Dieser Murks muss aufhören!
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http://www.murks-nein-danke.de/murksmelden/

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Re: Geplante Obsoleszenz
« Reply #2 on: 2014, 10, 19; 16:39:48 »
gehst unter die verschwörungstheoretiker?


http://de.wikipedia.org/wiki/Geplante_Obsoleszenz


will man für den markt ein billiges auto produzieren, denn jeder will ein auto, muss man sich überlegen wie man das bewerkstelligt.
da wird man dann auf billigeres und auch weniger material zurückgreifen. man wird sich überlegen:
wie lang soll dieses auto überhaupt halten? wann sind die materialien durch? wieviel material kann ich einsparen um das auto billig und sagen wir "mind 5 jahre" haltbar zu machen?

man kann diese herangehensweise natürlich auch abschaffen, dann gibts nur noch luxus geräte für die oberschicht. was wäre dann wohl los?
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Re: Geplante Obsoleszenz
« Reply #3 on: 2014, 10, 19; 17:26:32 »
1.) ist Wikipedia keine zuverlässige quelle mehr, das sollte sich mittlerweile eigentlich herumgesprochen haben.

2.) wird auf diese Versuche der Industrie und ihrer Lobbyisten ihre Schweinereien als Aberglauben zu diffamieren in dem Artikel eingegangen, wie auch in dem Gesetz. Die ganze französische Regierung und ihre Institutionen als Verschwögungstheoretiker hinzustellen, um seine Verbrechen zu vertuschen, riecht nach Verzweiflung.

Aber ich traue den Amis und Chinesen auch zu, einen Atomkrieg gegen die Franzosen anzuzetteln, nur um ihr auf Ramsch basierendes Geschäftsmodell zu verteidigen. Die können ja sonst nix.

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Re: Geplante Obsoleszenz
« Reply #4 on: 2014, 10, 19; 17:34:05 »
1. weißt schon dass es in der wiki eine quellensammlung gibt, ja?

2. es bleibt bull****. der murks typ vermarktet sich und seine idee selbst, das is alles. ein wutbürger der andre wutbürger melkt. nicht mehr, nicht weniger.

3. bzgl deiner regierungsargumentation möchte ich dann auch darauf hinweisen dass granderwasser wohl auch kein bullshit is, weil wir ihm das ja abgesegnet haben. und auch so dreck wie homöopathie erlauben wir, bzw fördern wir mit steuergeldern. es kann also kein mist sein.

weiters isses natürlich auch ein massenpsychologisches phänomen was das internet erst ermöglicht hat.


(und dass die franzosen mit ihren "nix darf englisch sein" jetzt nicht unbedingt vorreiter der freiheit sind is auch klar)
(ein leiwandes thema für die kpö wär das)
« Last Edit: 2014, 10, 19; 18:08:06 by irgendwas »
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Re: Geplante Obsoleszenz
« Reply #5 on: 2014, 10, 19; 18:19:54 »
1.) ist der Grund dafür, daß die Wikipedia nichtmehr ernstgenommen werden kann genau der, daß in den Quellensammlungen nichtmehr alle Aspekte beleuchtet werden, sondern völlig einseitig nurnoch die Quellen angegeben werden, die die Meinung der Autoren stützen.

 2.) nein, eis ist kein bullshiet, nur weil es dir nicht neoliberal genug ist. Die Wirtschaft ist weder gut noch böse, aber es gibt eben auch dort Leute, die sich über Regeln hinwegsetzen um sich zu bereichern. Daß sie Kritiker dann gerne als spinnerte Grantscherben hinstellen, die sich selber vermarkten wollen, ist haltet-den-Dieb-Attitüde, darauf fällt hier niemand rein.

Arte - kaufen für die Mülltonne



Die Kunden werden immer mehr in die Wegwerfgesellschaft getrieben, ob sie wollen oder nicht. Konsumentenschützer als Verschwögungstheoretiker oder Kommunisten zu diffamieren ist und bleibt die reine Verzweiflung.

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« Last Edit: 2014, 10, 19; 18:42:06 by hellboy »
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Re: Geplante Obsoleszenz
« Reply #6 on: 2014, 10, 19; 18:40:08 »
Quote from: Focus
Defekte Handys, Fernseher, Kameras
Geplante Obsoleszenz: Pfusch ab Werk

Schummeln im großen Stil hat sich für die Industrie also gelohnt – und sie tut es auch heute noch. Denn ihr Hauptziel ist es schließlich, möglichst viel Geld zu verdienen und nicht, möglichst langlebige Produkte zu erschaffen. Die in diesem Sinne gewollte, ins Produkt absichtlich eingeplante Kurzlebigkeit hat inzwischen einen Namen: „geplante Obsoleszenz“. Wer heute Google oder Bing mit diesem Begriff konfrontiert, bekommt Hunderttausende von Treffern, meist von Kommentargebern, die sich furchtbar darüber aufregen.

Doch es lässt sich nicht leugnen: Wir kaufen viele Dinge immer öfter – um sie dann in noch kürzeren Zeitintervallen wieder wegzuwerfen. Unser gesamtes Wirtschaftssystem beruht auf dieser Spirale, angetrieben von Massenproduktion und Konsumgesellschaft.

weiter

Quote from: Heise
Geheime Zeitzünder

Der Mythos von der geplanten Obsoleszenz hat einen wahren Kern: Manche Drucker und Kaffeemaschinen haben in der Tat versteckte Zählwerke, die bei einem festgelegten Stand das an sich funktionstüchtige Gerät außer Betrieb nehmen. Das sei eine vorsorgliche Maßnahme aus Gründen der Qualität bzw. Sicherheit, argumentieren die ertappten Hersteller meist. Z. B. ist bei einem Tintenstrahldrucker der eingebaute Tintenschwamm irgendwann voll und Tinte kann auslaufen. Wer das Gerät aber nicht einmal auf eigenes Risiko weiterverwenden kann oder durch eine falsche Fehlermeldung getäuscht wird, der ist zu Recht verärgert.

http://www.heise.de/tp/artikel/42/42321/1.html

Genau darum geht es in dem Gesetz. Es geht nicht um kommunistische Wirtschaftsfeindlichkeit, nicht um eine Ablehnung jeden Konsums oder hysterisches Herbeireden von Problemen. Es geht um Dinge die wirklich und nachweislich passiert sind, gegen die es in Zukunft eine bessere gesetzliche Handhabe geben soll. Daß der Begriff mittlerweile auch für die persönliche Ziele und politische Karrieren missbraucht wird, gilt für Unterstützer wie Gegner. Das ist halt in der Politik so, und wenn man sich da ein paar Jahre herumtreibt, und das noch immer nicht kapiert hat, sollte man es bald einmal aufgeben. Außer man verfolgt in Wahrheit ganz andere Ziele.

ahoy
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