Die Behauptung, es gäbe keinen gleichen Lohn für gleiche Arbeit, kann mittlerweile für Nord-und Mitteleuropa nicht mehr aufrecht erhalten werden. Es gibt zwar in der Privatwirtschaft noch geringe Unterschiede, diese werden aber auf zwei Prozent geschätzt. Das ist immernoch zu viel, das sollte es einfach nicht geben. Dagegen hilft es aber nicht, daß die Zahlen für die Unterschiede des Lebenseinkommens damit durcheinandergebracht werden, offenbar als Marketinginstrument, weil man so Empörung hervorrufen kann, und Empörung bedeutet Aufmerksamkeit. Dies ist jedoch kontraproduktiv, weil man sich unglaubwürdig macht, wenn das erste, womit man Menschen anspricht, eine Lüge ist. Was man wirklich tun kann ist den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, effektiv etwas dagegen zu unternehmen. Sie in die Öffentlichkeit zu zerren hilft ihnen jedenfalls nicht. Es ist ganz im Gegenteil nötig ihnen zu helfen, ohne ihre Karrieren zu gefährden. Dazu müssen sie zunächst die Instrumente des Whistleblowing kennenlernen, mit denen sie anonym Hilfe suchen können. In weiterer Folge hilft es oft schon, wenn ein Coaching angeboten wird, das ihnen beibringt, wie sie das Thema Vorgesetzten gegenüber richtig ansprechen, was ihnen erst das Selbstvertrauen gibt, nach einer Gehaltsanpassung zu fragen. Diese Angebote existieren aber vielfach schon, deshalb sind die Unterschiede in diesem Bereich ja so gering.
Bei den Unterschieden im Lebenseinkommen sind die Gründe hinreichend bekannt. Da es Frauen sind, die Kinder kriegen, und sich die meisten dazu entscheiden, dafür ihre Karrieren zumindest temporär zu unterbrechen, entscheiden sie sich daher traditionell auch für die Kindererziehung. Deshalb müssen sie nach der Pause ihre Karriere neu starten, und sie arbeiten auch später oft nur Teilzeit. Daran ist nichts verwerfliches, es wird in weiten Teilen der Gesellschaft ganz selbstverständlich als Teil unserer Kultur angesehen. Das einzige, was man tun könnte, um das Lebenseinkommen trotzdem anzugleichen, wäre die staatlichen Ausgleichszahlungen für die Kindererziehungszeiten so zu erhöhen, daß egal welcher Partner sich für die Kindererziehung entscheidet einen so hohen Verdienstaugleich kriegt, daß er verdient, als würde er Vollzeit arbeiten. Das würde zwar einerseits viel kosten, aber andererseits die Tendenz zur Teilzeitarbeit reduzieren, mehr Vollzeitarbeitsplätze frei machen und die Arbeitslosenzahlen senken, die Kaufkraft extrem erhöhen und damit die Binnenkonjunktur massiv stärken, und sich damit zu signifikanten Teilen selbst refinanzieren.
Was sicher nicht hilft, ist der Versuch, Familien die sich dafür entscheiden, daß sich die Frau um die Kinder kümmert, als ewiggestrige Chauvinisten hinzustellen, die sich den modernen Zeiten verweigern. Es macht nämlich keinen Unterschied, ob die Frau oder der Mann die Karriere unterbricht, um sich um die Kinder zu kümmern, die Einkommensverluste bleiben gleich. Die Alternative dazu wäre, daß beide weiter voll arbeiten, und die Kinder in staatliche oder private Betreuungseinrichtungen von Krippe über Hort bis in die Ganztagsschule geben, wozu diese aber flächendeckend angeboten werden müssten, was bisher auch wieder an der Finanzierung scheitert. Realistischer Wiese muß man aber davon ausgehen, daß diese zusätzlich verfügbaren Arbeitskräfte in Wahrheit ohnehin keine Arbeit finden würden, da durch die zunehmende Automatisierung immer weniger Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Daher wäre es doch viel sinnvoller, wenn es wieder selbstverständlich würde, daß sich ein Elternteil Vollzeit um die Kinder kümmert, was wie die Statistik zeigt auch für die Kinder gut ist.
Man muß sich eben entscheiden, was man will. Zu behaupten, der Grund für all das wäre Frauenfeindlichkeit oder Diskriminierung oder gar, daß Frauen nicht das gleiche Leistungsvermögen wie Männer hätten, ist eines wie das andere gleich absurd.
Fortpflanzung verbieten und Gender Pay Gap beseitigen
Eigentlich können wir nicht nachvollziehen, wie jemand weiterhin behaupten kann, es gäbe ein Gender Pay Gap, das auf Diskriminierung von Frauen zurückgeführt werden kann, aber diejenigen, bei denen der Wunsch die Wirklichkeit überragt, deren Phantasie von keinerlei empirischem Faktum erreicht werden kann, sind in Deutschland (derzeit?) recht zahlreich, und entsprechend wollen wir eine nagelneue Untersuchung in den Reigen all derer einstellen, die zeigen, dass es keine Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt als Ursache des Gender Pay Gaps gibt, dass das Gap vielmehr ganz rational erklärt werden kann.
Altmeister Solomon W. Polachek, der bereits in der Vergangenheit nicht müde geworden ist, an den Verstand der Gender Pay Gapper zu appellieren, und zwar weitgehend erfolglos, was die Frage nach dem Verstand von Gender Pay Gappern auf dramatische Weise neu und auf einer anderen Stufe stellt, aber lassen wir das,… Solomon W. Polachek hat gemeinsam mit Xu Zhang und Xing Zhou einen neuen Anlauf genommen, um zu zeigen, wie man das Gender Pay Gap erklären kann, ganz ohne von hässlichen Bonzen oder sonstigen Ekelgestalten zu phantasieren, die kleine, elfengleiche und verletztliche Weiblein am Ein- und Aufstieg in gutbezahlte(n) Berufe(n) hindern.
Die Erklärung lautet wie folgt:
Bei Heirat oder beim Eingehen einer Partnerschaft sind Männer nach wie vor und durchschnittlich älter als Frauen.
Wer älter ist, hat mehr Zeit, sich Humankapital anzueignen.
Wer älter ist, hat mehr Zeit, in sein Humankapital zu investieren.
Wer älter ist, hat deshalb mehr Erfahrung und ein höheres Einkommen als Jüngere.
Wer Kinder in die Welt setzt, muss sich um die entsprechenden Kinder kümmern.
Dazu gibt es ein Mittel: Arbeitsteilung.
Arbeitsteilung sieht vor, dass derjenige, für den Kindererziehung geringere Kosten mit sich bringt, zuhause bleibt, während derjenige, der hohe Kosten durch Kindererziehung hätte, weiter arbeiten geht.
(Ehe-)Männer sind im Durchschnitt älter als ihre (Ehe-)Frauen.
(Ehe-)Männer verdienen im Durchschnitt und wegen ihres höheren Alters (s.o.) mehr als ihre (Ehe-)Frauen.
(Ehe-)Männer hätten, blieben sie zuhause, um sich um ihr Kind zu kümmern, höhere Kosten als (Ehe-)Frauen.
Deshalb bleiben Frauen zuhause und kümmern sich um ihre Kinder, während Männer weiter arbeiten gehen.
Und wenn Frauen zuhause bleiben, wird das Gender Pay Gap nicht nur aufrechterhalten, sondern größer, schon weil ihr Humankapital relativ zu dem von Männern noch geringer wird.
Simpel – oder?
Man muss schon mit erheblichem Unverstand begabt sein, um das nicht verstehen zu können oder mit erheblicher krimineller Energie, um das nicht verstehen zu wollen.
Geprüft haben Polachek, Zhang und Zhou ihre Annahmen auf Basis chinesischer Daten. Manche werden sich noch an die chinesische Einkind-Politik erinnern. Als Folge der Einkind-Politik ist die Altersdistanz zwischen (Ehe-)Männern und (Ehe-Frauen) und die Bildungsdistanz zwischen arbeitenden Männern und arbeitenden Frauen in China gesunken und der Anteil von Frauen, die arbeiten, gestiegen und die Zeit, die Frauen auf dem Arbeitsmarkt zubringen auch.
Als Ergebnis davon, so zeigen Polachek, Zhang und Zhou ist der Gender Pay Gap kleiner geworden.
Quod erat demonstrandum.
weiter
Die Zusammenhänge sollten mittlerweile bekannt sein, sind es aber entweder nicht, oder werden ignoriert. Wenn sich Männer für die Kindererziehung entscheiden, haben sie die selben Gehalsteinbußen wie Frauen. Der Dreh-und Angelpunkt ist also die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, nicht eine geschlechtsbedingte Schlechterstellung der Frauen. Genau auf dieser Erkenntnis müssen Maßnahmen zur Karriereförderung von Frauen aufbauen. Wenn sich Frauen zur Kindererziehung entscheiden, dürfen sie nicht als ewiggestrig oder unmodern hingestellt werden. Und es muß überlegt werden wie verhindert wird, daß die Familieneinkommen von Familien mit Kindern hinter die Einkommen von kinderlosen Paaren zurückfallen, obwohl ihr Finanzbedarf höher ist. Das ist nämlich der eigentliche Gap.
Die Sachverständigen des Bundestages formulieren das wie folgt:
DEUTSCHER BUNDESTAG Ausschuss für Arbeit und Soziales
Schriftliche Stellungnahme
zur öffentlichen Anhörung von Sachverständigen in Berlin am 18. Februar 2013 zum ... Entwurf eines Gesetzes zur Durchsetzung des Entgeltgleichheitsgebotes für Frauen und Männer (Entgeltgleichheitsgesetz)
...
Dr. Christina Boll, Hamburg
...
1. Entgeltgleichheit kann im Ergebnis nicht verordnet werden.
...
2. Eine Orientierung an arbeitsplatzseitigen Erfordernissen würde zudem falsche Bildungsanreize setzen.
...
3. Statt Ergebnisse von Marktprozessen zu regulieren, sollte der Gesetzgeber im Wege des Abbaus institutioneller Hemmnisse gleiche Zugangschancen von Frauen und Männern zu lohnrelevanten Merkmalen fördern.
...
4. Zur Schaffung gleicher Zugangschancen gehört auch der Abbau bestehender institutioneller Anreize, die die Nachrangigkeit weiblicher Einkommen im Partnerschaftskontext begünstigen.
...
5. Die Lohneinkommen von Männern und Frauen werden sich durch die dergestalt erfolgende Stärkung der Erwerbsanreize auf individueller Ebene, begleitet durch eine die umfangreiche Erwerbstätigkeit beider Partner ermöglichende Infrastruktur, durch das Spiel der Marktkräfte weiter aneinander annähern.
...
6. Familienpolitik kann helfen, klassische Geschlechterrollen aufzubrechen und unbezahlte wie auch bezahlte Arbeit gleichgewichtiger auf beide Geschlechter zu verlagern. Der gesetzgeberische „Hebel“ ist aber auch hier eingeschränkt und kann die Zivilcourage informierter Einzelpersonen vor Ort nicht ersetzen.
...
http://www.career-women.org/dateien/dateien/17_13_246b.pdfFrankreich wird zurecht immerwieder als Vorbild für hohe Geburtenraten genannt. Die Gründe sind einfach: das Kindergeld ist dort viel höher, und der Wiedereinstieg ins Berufsleben ist wegen umfangreicher und flächendeckender Kinderbetreuungseinrichtungen wesentlich einfacher. So haben die Familien, im speziellen die mütterliche Seite, wesentlich geringere Einbußen in ihrem Lebensgesamteinkommen.
ahoy
hellboy