Das ist PostgenderDie Lehre von der Normalität der Verschiedenheit.
Postgender ist die positive Reaktion auf die Verschiedenheit von Menschen. Es ist die Aufgabe des Staates und seiner Behörden, im Rahmen der Verfassung allen Menschen die Befriedigung ihrer unterschiedlichen Bedürfnisse so weit es geht zu ermöglichen. Keinesfalls dürfen dabei individuelle Eigenschaften gegeneinander aufgewogen oder überhaupt gewertet werden.
Der Postgender-Ansatz geht davon aus, dass Geschlecht und sexuelle Ausrichtung genau wie die Hautfarbe und ähnliche Persönlichkeitsmerkmale kein Anlass für Diskriminierung sein dürfen. Anders als der Feminismus oder (oft) der aktuelle Zeitgeist, erachtet Postgender die sogenannte positive Diskriminierung durch Quoten oder Sprachvorschriften wie das generische Femininum als nicht zielführend. Es hat sich in der Praxis gezeigt, daß diese Ansätze meist sogar kontraproduktiv sind, und dieser Realität muß man sich stellen. Vielmehr sollen jene Methoden die sich bewährt haben, wie zB Coachings und mehr Gleichstellungsbeauftragte, verstärkt zum Einsatz kommen, und die in modernen Gesellschaften ganz selbstverständlich herrschende Gleichberechtigung vorgelebt werden, um die positiven Effekte hervorzuheben. Das Geschlecht muß konsequent überall wo es keine faktische Relevanz hat als Kriterium ausgeblendet werden, egal ob es um Postenbesetzung oder sonstige Aufgaben geht. Der Ansatz sich für die Gleichberechtigung aller Menschen einzusetzen sollte ohnedies selbstverständlich sein, und keinesfalls auf das Genderthema beschränkt sein.
Der Feminismus hat seine Schuldigkeit getan, er kann gehen. In den fortschrittlichen Ländern hat er zu Gleichstellungsgesetzen und Lohngerechtigkeit geführt, und es wurde eine Chancengleichheit erreicht, die auch zum Vorbild für viele andere diskriminierte Gruppen wurde, die in seinem Sog ebenfalls eine massive Stärkung ihrer Rechte erreichen konnten. Das was heute als Feminismus verkauft wird, hat aber mit Gleichberechtigung nichts zu tun. Da versuchen bei näherem Hinsehen vor allem linke Ideologen, ihre perfiden Ideen die zB "Marxismus-Feminismus" heißen, unter dem Deckmantel der Genderpolitik mit zu verkaufen. Selbsternannte Vertreter "aller Frauen", die über keinerlei demokratische Legitimation verfügen, erdreisten sich ihren Männerhaß als den gemeinsamen Willen "der Frauen" hinzustellen, und versuchen krampfhaft einen Konflikt der Geschlechter anzuzetteln. Männer werden pauschal als "maskunazis" diskriminiert, deren viehische Natur sich in einer "rapeculture", der natürlichen Veranlagung der Männer zur Vergewaltigung manifestieren soll. Die immer zahlreicher werdenden Frauen, die sich gegen diese zivilisationsfeindlichen und zersetzerischen Tendenzen zur Wehr setzen, werden auf übelste und niederträchtigste Weise angefeindet und bedrängt, und jede Person, die sich der künstlich am kochen gehaltenen Genderhysterie nicht anschließen will, wird sofort und möglichst öffentlich als rechtsradikaler Chauvinist hingestellt. Genau das ist heute der Feminismus, und genau dazu ist postgender der Gegenentwurf.
Es nützt dem Anliegen der Gleichstellung auch nichts, wenn sich Frauen oder die Queer-Community untereinander treffen, und sich untereinander bestätigen, daß sie gerne gleichberechtigt wären. Es sind die Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die von der Gerechtigkeit überzeugt werden müssen, und davon, dass einige gängige Praktiken und Haltungen es nicht sind. Dies kann vor allem erreicht werden, indem auf die positiven Effekte des höheren Frauenanteils in höheren Positionen in jenen Ländern, in denen dieser Anteil höher ist, hingewiesen wird. "Die Welt wäre dann schöner" ist kein Argument. Bei Entscheidungsträgern zählen nur Ergebnisse und die Aussichten darauf. Auch die UNO hat das erkannt, und versucht mit der
he for she Campagne nicht nur Männer für den Kampf gegen Diskriminierung mit ins Boot zu holen, sondern auch gegen das Phänomen der Gleichsetzung von Feminismus mit Männerhaß anzukämpfen.
Das Gendern der Sprache ist ein Irrweg. Das führt nur zu (berechtigten) Abwehrreaktionen in der Gesellschaft. Diese sind nicht Folge eines unterschwelligen Chauvinismus, sondern verständliche Auswirkung der Abgehgobenheit der gegenderten Sprache, die mit der Alltagssprache der Menschen wenig zu tun hat, und mit den Anforderungen an geschliffene, gut lesbare Texte, die verkaufen und überzeugen müssen schon gar nicht. Das Getrommel um Gendering führt auch zu einer steigenden Politikverdrossenheit, weil es von der Bevölkerung zurecht als Abgrenzung der herrschenden Klasse vom gemeinen Volk empfunden wird, genau wie das Beamtendeutsch, hinter dem rhetorisch geschulte Personen aus Politik und Wirtschaft gerne ihre wahren Anliegen verbergen. Die deutsche Sprache bietet in den allermeisten Fällen ausreichend Möglichkeiten, Dinge geschlechtsneutral zu formulieren. Mit ein wenig gutem Willen können also gerade in der Amtssprache Binnen-I und generisches Femininum gänzlich vermieden werden, ohne daß als diskriminierend empfundene maskuline Formen eingesetzt werden müssen. Zu diesem Schluß kam auch eine Plattform von Universitätsprofessoren, Lehrern sowie Journalisten und anderer Sprachkritiker, die
eine "Rückkehr zur sprachlichen Normalität" fordern. Das Komitee "Büroorganisation und schriftliche Kommunikation" des Normungsinstitut Austrian Standards empfahl ebenfalls eine Abkehr vom Binnen-I,
wurde jedoch von staatlicher Seite abgedreht, da die wissenschaftlichen Ergebnisse den Mächtigen ideologisch nicht zusagen. Daß wissenschaftliche Erkenntnisse aus ideologischen Gründen verworfen werden, ist eines der Hauptprobleme der Gender-Debatte. Das Normierungsinstitut ist dennoch standhaft geblieben, und hat eine
Regelung im Sinne der Genderideologie abgelehnt. Hinzu kommt, daß die heute als Bezeichnung für das generische Femininum geforderte Endung "-in" genau das nicht ist. Das -in ist das Überbleibsel einer Suffix, die Dazugehörigkeit bedeutete. König-in war eine dem König dazugehörige Person. Das ist auch genau der Grund, warum auch das Genus des Wortes weiblich ist. Nein, nicht weil die Königin eine Frau ist, sondern weil das Wort ursprünglich eine abstrakte Konstruktion war, und diese Worte hatten den Genus, den man im Deutschen heute feminin nennt.
Auch Quoten sind immerwieder ein Grund, die Ansätze des Feminismus als Bevormundung zu empfinden. Es gibt bereits Bereiche wie zB Bildung, in denen es einen starken Überhang an Frauen gibt. Wenn dort Männerquoten gefordert werden, wird das als absurd zurückgewiesen. Dies ist durchaus berechtigt, genau so absurd sind aber Frauenquoten anderswo. Viel sinnvoller sind hier Vorschläge wie z.B. optimierte Ausschreibungsverfahren, die Bewerbungen von unabhängigen Instanzen anonymisiert und ohne Angabe des Geschlechts bewerten, wo das möglich ist.
Die ungleiche Bezahlung gleicher Arbeit ist längst Geschichte. Die Probleme die es noch gibt sind
struktureller Natur, wie der hohe Anteil an Frauen in Teilzeitarbeit und Berufen mit niedriger Qualifikation, die einfach schlechter bezahlt werden. Andere formen der Diskriminierung betreffen Arbeitnehmer die keine Frauen sind genauso, und müssen selbstverständlich bekämpft werden. Dazu muss auch massiv Aufklärung betrieben werden, und es bedarf vor allem einer größeren Zahl von Anlaufstellen für Diskriminierte, wo die Identität der Personen vertraulich behandelt wird, um negative Folgen der Anzeigen zu verhindern. Was die Ungleichbehandlung nämlich bis heute möglich macht, ist die Angst der Diskriminierten vor den Folgen einer Auflehnung gegen diese Ungerechtigkeit. In Norwegen, wo es seit sechs Jahren die Frauenquote gibt, ist das ernüchternde Ergebnis:
Die Quote hat für weibliche Beschäftigte unterhalb der Führungsebene weder nennenswerte Karriere- noch Einkommensvorteile gebracht. Auch in Holland, dem zweiten Land in dem sie eingeführt wurde, sind die
Erfahrungen mit der Quote durchweg negativ.
Wenn man will, daß sich mehr Frauen und Transgenderpersonen an Führungspositionen herantrauen, muß man das machen was funktioniert. Das sind eindeutig
Coachings, denn wenn wegen ihres Geschlechtes benachteiligte Personen für Führungspositionen geeignet sind gibt es oft das Problem, daß sie sich das selbst garnicht zutrauen. Genau da müssen die Mechanismen zur Gleichstellung ansetzen. Coachings funktionieren, im Gegensatz zu Quoten, weil die Leute die wirklich was können lernen sich durchzusetzen, und nicht diejenigen die nix können wegen ihres Geschlechts trotzdem gewaltsam in Positionen gedrückt werden, die sie dann überfordern, womit sie ersteren Leuten wieder Prügel in den Weg schmeißen.
Postgender ist auch ein laizistischer Ansatz. In den meisten Religionen ist der Frau eine untergeordnete Rolle zugedacht, und andere Geschlechter sind als widernatürlich verachtet oder sogar geächtet. Religiöse Unterweisung ist in den meisten Gesellschaftsschichten Teil der frühkindlichen Erziehung, weshalb auch deren Vorurteile und negativen Bewertungen aller Geschlechter und sexuellen Ausrichtungen außer dem hetero-Mann den Kindern frühzeitig eingeprägt werden. Um in einer modernen Gesellschaft noch ein Existenzrecht zu besitzen, müssen sich die Religionen hier entweder anpassen, oder aus dem Leben der Menschen verschwinden, weil sich Postgender demnächst durchsetzen wird, da dieser Ansatz der einzig gerechte für die Zukunft ist.
Die hysterischen Reaktionen auf angeblich "sexistische Anspielungen" kommen ausschließlich von Leuten, die der Gesellschaft in Wahrheit ihre
heuchlerische neue Prüderie aufzwingen wollen. Weil sie nur so tun, als wollten sie Gleichberechtigung, tatsächlich sind sie aber reaktionäre Spießer. Wer jeden anzüglichen Witz als Beleidigung sieht, oder gar die Kunst in der Verwendung der Sprache einschränken will, strebt nicht nach Gleichberechtigung, sondern nach Diktatur. Die Sprachregelungen die von Genderfanatikern gefordert werden, sind der erste Schritt in die Zensur. Diese Rückfälle in die Zeiten der
Temperenzbewegung fügen der Bewegung für Frauenrechte erneut schweren Schaden zu, weil man sich vonseiten der Gemäßigten aus einem falsch verstandenen Solidaritätsgefühl heraus nicht von diesen Auswüchsen distanzieren will.
Postgender heißt nämlich, daß man es als selbstverständlich erachtet, daß Frauen sich selbst wehren können. Sie brauchen keinen Helden in strahlender Rüstung, der sich der armen Hascherln erbarmt, und sie vor der bösen Welt errettet. Das impliziert nämlich das alte Vorurteil, daß sich Frauen nicht selbstständig behaupten können. Jene Pseudopiraten, die sich da sofort als vermeintliche Kavalliere für sie ins Zeug werfen, sind demnach dafür mit verantwortlich, daß sich beim Thema Gleichberechtigung so wenig tut, und so wenige Frauen den Weg zu den Piraten finden. Moderne, selbstbewusste Frauen finden es nämlich voll widerlich, wenn sich so peinliche Pseudomachos und verblendete Superfemanzen als die großen Beschützer aufplustern.
Genausowenig brauchen Frauen auch Bevormundung durch Quoten oder Gendern von Sprache. Die Quoten transportieren nämlich dieselbe Botschaft wie die vermeintliche Ritterlichkeit, das Gendern der Sprache soll angeblich eine "positive Diskriminierung" sein. Das bedeutet, daß man mithilfe der Verunstaltung der Sprache die Menschen ständig mit dem Thema belästigen will, um so "ein Bewußtsein zu schaffen". In Wahrheit schädigt man das Anliegen der Gleichberechtigung nachhaltig, indem man die Menschen durch diese absichtliche permanente Schikane in eine Abwehrhaltung treibt, und man transportiert ein weiteres Vorurteil der reaktionären Spießer: "Frauen können nicht argumentieren, sondern nerven so lange rum, bis sie kriegen was sie wollen."
Das ist vergleichbar mit dem Trick, den das Habsburger-Regime dereinst bei den Beamten abgezogen hat, als die mehr Lohn wollten: sie haben ihnen Titel wie "Oberamtsrat" oder "Oberstudienrat" gegeben, und sie waren alle stolz wie Oscar. Aber sie haben keinen Groschen mehr verdient. Und genau das gleiche passiert gerade mit den Frauen. Viele glauben, daß Verunstaltungen der Sprache ihnen mehr Respekt einbringen werden, und ihr Lohnniveau sich dann irgendwann ganz von selbst anpassen wird. In Wahrheit lassen sie sich von dieser eigentlich sehr durchschaubaren Finte nur von den echten Problemen ablenken.
Das schlimmste was die feministische Bewegung jedoch hervorgebracht hat, ist ihr abgründiger Revanchismus. Das Ziel ist nichtmehr Gleichberechtigung, sondern eine Bevorzugung von Frauen. Das "Argument" dafür ist immerwieder, daß die Frauen jetzt Jahrhunderte lang benachteiligt worden wären, und jetzt einmal bevorzugt werden müssten. Und als ob das nicht absurd genug wäre, reicht es den fanatischen Feministinnen nicht, daß Frauen bevorzugt werden,
es müssen Feministinnen sein. So wird also nicht nur eine Bevorzugung nach Geschlecht, sondern nach Gesinnung gefordert. Wir fordern aber echte Gleichberechtigung aller Menschen, egal welchen Geschlechts und welcher Gesinnung.
Das Thema Gleichberechtigung wird so wie viel zu viele in der heutigen Politik dazu missbraucht, den politischen Diskurs zu ideologisieren und zu emotionalisieren. Es wird versucht zwei Lager zu konstruieren, und sie gegeneinander aufzuhetzen, im gegenständlichen Fall eben Frauen gegen Männer. Diese populistische Bauernfängerei führt zwar leider zu kurzfristigen Wahlerfolgen, keinesfalls aber zu langfristig brauchbaren Konzepten oder gar Lösungen. Postgender ist die Rückbesinnung auf das Faktische, der Verzicht auf Dogmen und Patentrezepte und die Forderung danach das zu tun, was funktioniert, und verfehlte Methoden und Zielsetzungen aufzugeben. Wie in allen Bereichen der Politik kann auch bei der Gleichberechtigung echter Fortschritt nur miteinander erreicht werden, niemals gegeneinander.
ahoy
hellboy
ps:
genauer