Author Topic: Redemption, TF:Postgender  (Read 8088 times)

hellboy

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Re: Redemption, TF:Postgender
« Reply #45 on: 2014, 10, 28; 17:41:08 »
Quote from: achdomina
Social Justice Warriors

Während eines Spaziergangs mit einer Freundin kam ich heute am Grimm-Zentrum vorbei, einem Bibliotheksgebäude der Humboldt-Universität in Berlin Mitte. Mir fiel ein, dass darin noch ein bestelltes Buch auf mich wartete, also gingen wir hinein.

Das erste, was man im Foyer sah, war wenige Schritte hinter den Türen ein etwa brusthoher Aufsteller mit einem Schild. Das Schild war rot, nahe am Feuerwehrrot, aber noch knalliger. Darauf stand in großen, weißen Lettern “Kein Raum für Übergriffe”, darunter kleiner der Hinweis, dass sexuelle Übergriffe in den Räumen der Bibliothek nicht geduldet würden, und dann eine Aufzählungsliste, was alles unter sexuelle Übergriffe falle. Ich kann leider nur aus dem Gedächtnis zitieren, weil ich im Internet kein Exemplar dieses Schildes finden konnte. Die Liste war auf jeden Fall derjenigen auf S. 2 dieses Flyers (“humboldt chancengleich. fokus frau” – das Logo war auch auf den Schildern) ähnlich, aber kürzer. (Vielleicht mache ich mal ein Foto, wenn ich wieder in der Nähe bin. Und klebe dann eine Triggerwarnung drauf. Ohne ist das doch unverantwortlich.) (Nachtrag 25.10.: ich hab’s doch noch gefunden. Hier das Poster mit kurzem Kommentar.)

An der hinteren Seite des Foyers, wo man nach dem Einschließen von Taschen und Jacken die eigentliche Bibliothek betritt, befindet sich über der Tür ein großes Display, das denselben Text in demselben Rot zeigt. Weil es dort selten freie Schließfächer gibt, wartete meine Freundin mit meinen Sachen im Foyer, während ich das Buch holte. Als ich wiederkam, hatte sie das Schild ganz gelesen und sagte zu mir, dass sie sich plötzlich als Frau wie ein irgendwie besonderes und problematisches Wesen an diesem Ort fühlte. Normalerweise spielt es für sie beim Betreten einer Bibliothek keine Rolle, dass sie eine Frau ist. Normalerweise ist sie dort einfach ein Mensch unter vielen, die aus irgendwelchen Gründen Bücher brauchen. Über die Vorstellung, dass ausgerechnet in einer Bibliothek akut mit sexueller Belästigung zu rechnen sei, hat sie, die studiert hat und durchaus gelegentlich von Männern angesprochen wird, herzlich gelacht.

Wir saßen noch ein paar Minuten im Foyer und unterhielten uns. Weil ich mich freute, sie nach relativ langer Zeit mal wieder zu sehen, wollte ich sie spontan auf die Wange küssen, wie ich das bei ihr gelegentlich tue, meist zur Begrüßung, aber manchmal auch einfach so. Aber ich tat es nicht, weil mir plötzlich Zweifel kamen, ob das dort überhaupt erlaubt wäre, ob ich damit Anstoß erregen würde, ob plötzlich eine Trillerpfeife erklingen würde. (Immerhin stammt ja auch dies von der HU, und man spürt diesen Einfluss auch vor Ort.) Ich weiß, das ist kaum eine realistische Befürchtung, aber der Gedanke kann einem schon kommen. Genaugenommen müsste es aus Genderology-Sicht ja auch wirklich problematisch erscheinen, wenn ich es getan hätte, denn ich hätte ja nicht vorab ihre Einwilligung eingeholt, sondern hätte einfach angenommen, dass ich von ihrem Einverständnis ausgehen kann. Und fängt damit nicht das ganze Übel der **** Culture an, dass Männer einfach so glauben, sie dürften?

Ich erzählte ihr dann von meinem geplanten und abgebrochenen Übergriff, weil wir uns über die Schilder ja schon amüsiert und aufgeregt hatten. Sie sagte, ja, man kommt sich ein bisschen vor wie in Saudi-Arabien. Wir fühlten uns ziemlich unwohl und gingen.

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Quote
Aber so wie es im Moment aussieht, lässt sich diese Gegenseite nicht vernichten. Und das ist vielleicht eine Chance – eine zahlenmäßig starke und im Netz überaus artikulationsfähige Gruppe, die sich von der Totschlagrhetorik rund um angebliche Frauenfeindlichkeit nicht zum Schweigen bringen lässt. Die beharrlich erwidert, nö, wir sind nicht frauenfeindlich, und nur weil eine angebliche “Feministin” sagt, etwas sei frauenfeindlich, muss es das noch lange nicht sein. Es ist vielmehr ein selbstverständlicher Bestandteil von Gleichberechtigung, von einem Umgang der Geschlechter miteinander auf Augenhöhe, dass man auch Thesen einer Frau und/oder Feministin zurückweisen kann; dass eine Frau/Feministin ebenso ein Idiot und/oder ein Hochstapler sein kann wie ein Mann, und dann auch so genannt werden können muss. (Das ist übrigens die kaum noch fassbare Ironie des ganzen, dass Sarkeesians Videoserie mit dem Klischee der “Damsel in Distress” anfing, der Frau in Gefahr, die dann gerettet werden muss – und dann selbst ihre ganze Karriere als Online-Sternchen darauf baute, ebendiese “Damsel in Distress” zu spielen, während ihre zu einem guten Teil männlichen Fans die Aufgabe übernehmen, sie heroisch zu beschützen. Und sie merken: gar nix.) Und dazu noch eine Gruppe, die zeigt, mit welchen Mitteln diese Leute, die SJWs, die viele oberflächliche Beobachter immer noch selbstverständlich für “die Guten” halten, eigentlich arbeiten – mit Lügen, mit Aufhetzung, mit Verleumdung, mit sehr viel gruppenbezogener Verachtung und Hass, mit Verdrehung und Unterschlagung von Tatsachen; und auf der argumentativen Ebene mit nichts als stereotyp wiederholten Propagandaphrasen.

Da fällt mir jetzt garnix dazu ein, außer: ja.

ahoy
hellboy
Darwin was wrong.                   i'd rather be morally right
Man is still an ape.                   than politically correct!