Leider können nicht beide verlieren. Ausgerechnet beim Gendern machen viele, viele Linguisten etwas, das sie nach ihrem eigenen Berufskodex eigentlich nicht sollten, und was sie typischerweise schon im ersten Kapitel von linguistischen Anfängerbüchern erklären: sie machen niemandem Vorschriften, was welches Wort oder eine Konstruktion bedeutet, sie analysieren bloß, wie Wörter und Konstruktionen verwendet werden. "Linguistics is descriptive, not prescriptive" schallt es einhellig aus meiner Sammlung. Beim Geschlecht machen es die Linguisten aber doch und erklären, dass "Schürzenjäger" ein generisches Maskulinum ist und auch eine Schürzenjägerin bedeuten kann (prescriptive), obwohl das überhaupt nicht das übliche Verständnis ist. Ich freue mich natürlich, wenn gescheite und gebildete Menschen ausgfressenen, antritschten Weibern beiderlei Geschlechts die Stirn bieten, glaube aber, Linguisten wären besser beraten, auf solche Belehrungen zu verzichten und stattdessen zu erklären, dass sich Genderfimmelnist*innen zurück auf ihren Misthaufen schleichen sollen wo sie hergekommen sind, und zwar möglichst in diesen Worten. Zur Förderung dieser Argumentationslinie kann ich das Novara-Stüberl empfehlen, wo sich an einem einzigen Nachmittag ein reichhaltiger Corpus mit höchst idiomatischen Wendungen für präzise diesen Themenbereich ansammeln würde. Das wäre besser als gegen die eigene moderne Auffassung von Linguistik zu verstoßen.
Sehr wohl angebracht sind linguistische Argumente aber bei pseudo-linguistischen Geisteskrankheiten wie "man" durch "frau" zu ersetzen, denn nach dieser "Logik" ist es zum "wsie" für "wer" nicht mehr weit.
Übrigens sind die Einwände gegen das generische Maskulinum durchaus berechtigt, denn Frauen treten im üblichen Sprachgebrauch von "Ingenieur", "Physiker", "Uhrmacher" tatsächlich in den Hintergrund. Der deutsche Sprachgebrauch IST in diesem Punkt ungerecht, und das HAT eine Wirkung auf die Vorstellung des Massenmenschen. Allerdings wäre das Mittel dagegen, dass z.B. Ärztinnen, Pilotinnen, Soldatinnen, etc. sich jeweils als "Arzt", "Pilot", "Soldat" bezeichnen, um das generische Maskulinum in die Herzen und Bäuche des Massenmenschen einzumassieren, nicht umgekehrt (ich habe einen germanischen Indogermanisten angespammt um zu erfahren, wie der Trick fürs Englische funktioniert hat, erhielt aber keine Antwort.) Die kleine "Andersdenkerin", die offen transsexuelle Spitzenpolitikerin Martina Ehrenhauser, war jedenfalls gründlich am Holzweg mit ihrem generischen Femininum, aber Schwärmern und Antifantasie-Schlumpfis zu Populismuszwecken in den Arsch zu kriechen treibt eben die seltsamsten Blüten.
Ein lehrreiches Beispiel, dass man den Sprachgebrauch nicht beliebig modifizieren oder synthetisieren kann, liefert die Geschichte für die Anstrengung für "gay". Das hieß einst "ausgelassen, froh" und wurde dann im fernen Amerika von der Schwulenbewegung als schneidige Bezeichnung für Homosexualität kassiert. Der Gedanke war, dass das strahlendfrohe Wortethos von "gay" auf die Randgruppe abfärben würde, wenn es erst üblich geworden wäre. Nun, "gay" für "schwul" WURDE üblich, aber heute ist es in erster Linie als Synonym für "fad", "blöd", "jämmerlich", "erbärmlich", "eitel", "weibisch" und "feig" in Gebrauch. Kurz gesagt: ging nach hinten los. Die Idee mit der Wörterbuchmodifikation war prinzipiell gut, versagt aber in der Praxis, wie man sieht. Ich bezweifle, dass es bei feministischen Sprachvorschriften anders sein wird. Bis jetzt erreicht man mit der Genderei eigentlich nichts anderes als dass man sich ein Riesenschild mit der Aufschrift "Ich bin ein sitz****ender Sozialarbeitertrottel und gv.at-Apparatschick" umhängt. Davon hat eigentlich niemand etwas, vor allem die tatsächlich armen Frauen in Afrika und Südamerika nicht, wo der Papst der Chef ist. Diese Weltgegenden wären für echte Feministen El Dorado; dort gäbe es EINE MENGE zu tun. Auch Stanka Yugoslaf würde mit Feminismus in ihrer Heimat, oder was davon übrig ist nach dem Bürgerkrieg, ein weit reicheres Betätigungsfeld finden als in Ösireich. Dafür kriegt sie aber keine Twitter-Follower, daher für Selbstvermarktung völlig ungeeignet.