Dass die Regierungen also deshalb ihre Apparate losschicken um überall Daten abzusaugen, um nicht von den Konzernen unterlaufen oder gar abhängig zu werden?
Heißt das, du findest staatliche Wirtschaftsspionage toll?
Ist China da dein Vorbild?
Die Analyse war diesbezüglich wertfrei. Es geht nicht um Vorbilder, es geht um Motive. Sieh dir doch die Situation an: Die libertäre Weltordnung erlaubt Unternehmen Dinge, die ein Staat nicht machen darf. Dummerweise sind einige dieser Unternehmen bereits riesengroß und operieren über Staaten und Rechtssysteme hinweg.
Die Staatenlenker sehen sich nun genötigt, am Willen des Volkes und ihren Verfassungen vorbei ihre Geheimdienste einzuspannen, um in diesem Kampf um die Datenvorherrschaft nicht ins Hintertreffen und in die (datenmäßige) Abhängigkeit von einigen Unternehmen zu geraten. Ich finde diesen Denkansatz diskussionswürdig.
Wir reden hier übrigens über demokratisch legitimierte Regierungen und undemokratisch operierende Konzerne.
"Demokratisch legitimiert" ist noch kein Qualitätsmerkmal.
Die demokratische Legitimation hat grundsätzlich nichts mit Qualität zu tun, wie man v.a. an unserem politischen Personal mühelos erkennen kann. Darum geht es also nicht. Es geht darum, mit welchen Sanktionen Personen rechnen müssen, wenn die Dinge mal schiefgehen.
Tatsächlich ist es bei Konzernen (jedenfalls bei B2C-Konzernen) ähnlich wie bei Politikern: Sie müssen - im Idealfall - das tun, was die Leute wollen, weil sie sonst Gefahr laufen, nichts mehr zu verkaufen bzw. abgewählt zu werden. Praktisch ist das weder bei Regierungen noch bei Konzernen der Fall, aber prinzipiell sehe ich da beides in etwa gleichrangig: (Große) Konzerne sind gebietsmäßig unbeschränkt, aber thematisch beschränkt während Regierungen gebietsmäßig beschränkt, aber thematisch unbeschränkt sind.
Dem stimme ich zu. Gleichrangig sind sie mMn aber nicht, da sich die Führungsstrukturen in Konzernen völlig anders bilden als in Regierungen. Führungen in Konzernen bilden sich durch Elitenstrukturen, die durch heftige gläserne Decken geschützt sind. Das war in der Politik zwar auch der Fall, aber Newcomer wie die Grünen oder die Neos, aber auch die FPÖ, zeigen, dass es nach wie vor Wettbewerb in der Politik gibt. Die Schwierigkeit, die ich mit den besonders großen Konzernen habe, ist die, dass diese mittlerweile in der Lage sind, für sich den Wettbewerb auszuschalten ("too big to fail") während der aber für kleinere Unternehmen nach wie vor in voller Härte gilt.