Author Topic: helly, bitte ein Forum-Interview  (Read 962 times)

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helly, bitte ein Forum-Interview
« on: 2015, 06, 22; 15:29:17 »
Herr Helly, Sie sind ein großer Freund vom Kofi Annan,
der immerhin Friedensnobelpreisträger ist und früher
eine Art Welt-Chef war, nämlich von der UNO. Kofi
Annan setzt sich seit Jahren für das globale Thema
"Cannabis-Legalisierung" ein, wie ich von Ihnen weiß.
Sie haben nun den Vorschlag, die Legalisierung zu
einem Wien-Wahlkampf-Thema zu machen. Ist das
nicht grotesk? Drogen sind nicht einfach ein Bundesthema,
nicht einfach ein EU-Thema, sondern ein Weltthema.
Die WHO ist gegen Legalisierung, was soll da ein
Bezirkskandidat den Wählern versprechen? Dass
er dem Kofi was auf die Wall schreibt, oder wie?




hellboy

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Re: helly, bitte ein Forum-Interview
« Reply #1 on: 2015, 06, 23; 14:41:33 »
Mein Freund Kofi war das ja nicht alleine. Er hat den Vorsitz bei der höchstrangigen Kommission, die es zum Thema Drogen jemals gab übernommen, die für die 2016 stattfindende UNGASS Konferenz der WHO einen Bericht erstellt hat. In diesem Bericht steht alles, was wir Piraten schon immer gefordert haben: Legalisierung von Cannabis, Entkriminalisierung aller anderen Drogen, und die Behandlung von Süchtigen als Patienten statt als Kriminelle.

Natürlich müsste all das global und für alle gelten, wie jedes Menschenrecht, und das Recht auf Rausch ist ein Menschenrecht. Die provinzielle und rückständige Gesetzgebung unseres Landes macht aber Jugendschutz und Drogengesetzgebung absurderweise zur Ländersache, und so hat jedes Bundesland einen eigenen Drogenkoordinator. In Wien waren das meist Leute mit Ahnung von der Materie, die deshalb weitgehend das selbe gefordert haben, wie die Annan-Kommission. Derzeit ist das In Wien aber leider jemand, der die völlig absurde Linie von Frau Minister Oberhauser verfolgt, und einerseits das gefährliche Suchtgift Alkohol als Teil unserer Leitkultur, andererseits das harmlose Rauschmittel Cannabis fälschlicherweise als Suchtgift bezeichnet, was leider die allumfassende Inkompetenz der handelnden Personen entlarvt. Um so absurder, wenn man sich gewärtig macht, daß den Wein bei uns erst die Römer eingeführt haben, aber Jahrtausende zuvor der Eismann Ötzi bereits mit kultiviertem Cannabis unterwegs war.

Von unseren Politikern erwarte ich garnix. Denen geht es um nichts als ihre erbärmlichen Karrieren, und dafür sind sie bereit, jede noch so absurde Lüge zu verbreiten, wenn sie glauben, daß ihnen das Wähler bringt. Diese Unkultur zeichnet die politische Landschaft hierzulande schon seit Jahrzehnten aus, und ich habe keinen Anlass anzunehmen, daß sich das in absehbarer Zeit ändern könnte. Das Thema Drogen ist leider hier in St.Katholistan, wo immernoch Fasten und Selbstkasteiung als erstrebenswert gelten, schon immer eine Gelegenheit für provinzielle Politproleten, sich als law-and-Order-Faschisten zu profilieren. Selbt im Land der genetisch verwurzelten Obrigkeitsgläubigkeit funktioniert das aber auch nurnoch bedingt, und die oberste Obrigkeit ist immernoch die UNO. Deshalb kann man jedem, der heute noch so unendlich ignorant und dumm ist, die Aufrechterhaltung der Cannabis-Prohibition zu propagieren, die jetzt neu gesammelten und offiziellen Fakten des Berichtes für die UNGASS um die Ohren hauen, und aller Öffentlichkeit beweisen, was das für politische Scharlatane sind. Auf jeder Ebene. Das sollte man nicht dem Kofi, sondern der Oberhauser und ihren Komplizen täglich tausendfach auf die Wall, die Haustüre, das Auto und das Innere der Augenbrauen schreiben.

ahoy
hellboy
« Last Edit: 2015, 06, 23; 16:33:23 by hellboy »
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Re: helly, bitte ein Forum-Interview
« Reply #2 on: 2015, 06, 24; 12:35:39 »

Quote
die jetzt neu gesammelten und offiziellen Fakten des Berichtes für die UNGASS um die Ohren hauen, und aller Öffentlichkeit beweisen, was das für politische Scharlatane sind.

Ist dieser Bericht schon fertig? Oder wird er erst 2016 vorgestellt? Die Wien-Wahl ist ja schon heuer.

Wie soll sich eine Partei im Wien-Wahlkampf um dieses Thema kümmern? Ich persönlich halte es für schwierig, sich damit von den anderen Parteien abzuheben, weil im Sommer 2015 in der Zeitung steht, dass jetzt ohnehin die große "Legalisierung" kommt, was leider gelogen ist. Es kommen Erleichterungen für Polizisten und Sozialarbeiter, die Kiffer, darunter Kranke, darunter Sterbenskranke, schauen weiter durch die Finger.


hellboy

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Re: helly, bitte ein Forum-Interview
« Reply #3 on: 2015, 06, 24; 14:06:06 »
Der Bericht liegt seit mindestens 2012 vor, weil da haben wir Piraten erstmals mit einem Flyer darauf hingewiesen http://partypiratesat.createaforum.com/tfrausch/kofi-annan-und-ex-staatschefs-lobbyieren-fur-liberale-drogengesetze/

Das im Wahlkampf zum Thema zu machen ist für die Partei möglich, die das einfach macht. Gerade die geplante Volksverarsche, die neue Regelung als eine Art Legalisierung verkaufen zu wollen, liefert da jede Menge Stoff für Propaganda für die Wahrheit. Die meisten Parteien wollen das Thema nicht ansprechen, weil ihre Positionen dazu entweder völlig absurd sind, oder sie zwar die richtige Position hätten, aber nicht dazu stehen wollen.

Welche Partei auch immer das Thema aufgreift, und es offensiv bewirbt, kann damit jede Menge Stimmen einsammeln. Das "Wie" ist ganz einfach: nur die Tatsachen auf den Tisch legen. Mit dem Bericht der Annan-Kommission kann man all die absurden Positionen und Aktionen der Konkurrenz entlarven, egal ob es die mittlerweile kriminellen Forderungen von FPÖ und ÖVP nach härterer Strafverfolgung oder das dumme Geschwafel von Frau Minister Oberhauser vom Cannabis als Suchtgift ist. Die Grün/*Innen sind halt durch ihre Regierungsbeteiligung in Wien, während der sie das Thema völlig ignoriert haben, absolut unglaubwürdig geworden. Somit blieben einzig die neos, für die sich als relativ neue und kleine Partei dieses Thema geradezu aufdrängt. Deren Basis hat zwar das richtige beschlossen, wenn aber deren Vortänzer Strolz das öffentlich bewerben soll, schafft er es nicht einmal Legalisierung und Entkriminalisierung auseinander zu halten. Offensichtlich hat die Parteiführung der neos das eigene Programm garnicht verstanden.

Das Problem ist also nicht, daß sich das Thema im Wahlkampf nicht aufdrängen würde. Das Drama ist die völlig unzureichende Parteienlandschaft, in der es für denkende Menschen garkein Angebot gibt. Das resultiert sowohl in immer geringerer Wahlbeteiligung als auch in zivilem Ungehorsam, bei dem sowohl von einem Großteil der Bevölkerung als auch den Strafverfolgungsbehörden wertlose Gesetze wie die zur Cannabis-Prohibition einfach ignoriert werden. Die Gefahr für unseren Rechtsstaat, daß sich immer mehr Menschen daran gewöhnen Gesetze zu ignorieren, wird dabei mit der Zeit natürlich immer größer. Aber das ist ja für die politischen Brandstifter, die dann wieder nach Law and Order schreien wollen, ohnehin ein gewollter Nebeneffekt.

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marenostrum

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Re: helly, bitte ein Forum-Interview
« Reply #4 on: 2015, 06, 27; 09:14:47 »

Ich habe diese Ansprache vom Kofi gefunden:
http://www.globalcommissionondrugs.org/speech-of-commissioner-kofi-annan-68th-world-health-assembly/

Gibts die auf Deutsch auch? Mein 800813 hat nix gefunden.

hellboy

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Re: helly, bitte ein Forum-Interview
« Reply #5 on: 2015, 06, 27; 13:31:57 »
Da hab ich leider auch nix. Damals war gerade ebola-Panik angesagt, und deshalb gibt es auf Deutsch nur Berichte über die populistische und planlose Schaffung eines notfallfonds für Infektionskrankheiten, weil das das einzige Thema von Merkel und Gröhe war. Und die Angst vor Muttis Raute lässt die deutschen Medien immer nur in die Richtung sehen, die sie vorschreibt. Wer ist schon Annan im Vergleich zu Merkel?

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marenostrum

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Re: helly, bitte ein Forum-Interview
« Reply #6 on: 2015, 06, 28; 19:25:16 »

Ich habe eine Übersetzung angefangen.
Wenn der Harmo sie haben will, kommt sie
beim Harmo heraus. Auf jeden Fall linke ich
vom Interview hin. Hashtags werde ich auch
spammen. Kofi hat einen sehr gesundheitlichen
Blickwinkel auf die aktuellen Missstände in
der Drogengesetzgebung.

Von Recht auf Rausch redet er nicht, er
ist mehr auf der Schiene der Volksgesundheit.
Für ihn sind Drogen ein Problem für
Gesundheitsminister, nicht Justizminister.


marenostrum

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Re: helly, bitte ein Forum-Interview
« Reply #7 on: 2015, 06, 29; 11:50:09 »

Die Übersetzung ist im H.-I.-CMS. Ich linke
vom Interview zur Ansprache vom Kofi, damit
sich Leute besser auskennen können.


pet

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Re: helly, bitte ein Forum-Interview
« Reply #8 on: 2015, 06, 29; 12:52:51 »

Die Grundaussage deines Interviews, richtig?

Eine Kifferpartei (wie Sexparty, wie isländische Piraten, wie Juso oder wie Jugrü oder FPÖ, sollte im Wahlkampf sogar in einem mickrigen Bezirkswahlkampf die Frohbotschaft vom Ganja verbreiten statt durchs Megafon und Blog zu plärren wie klass sie selber und wie zum Speiben die anderen sind. Die Kiffer bemerken diese positiven politischen Anstrengungen, und das schafft Vertrauen in den politischen Willen der Partei. Solche Parteien wählt man gern. Richtig?

hellboy

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Re: helly, bitte ein Forum-Interview
« Reply #9 on: 2015, 07, 31; 01:50:07 »
Das ist richtig. Leider tut sich in Österreich immer als letztes was. Während andere schon fleißig legalisieren und entkriminalisieren - die Liste sollte bekannt sein - stehen die Betonschädeln bei uns weiter auf der Bremse. Normalerweise orientiert man sich bei uns an den Deutschen, aber beim Thema Prohibition ist man diesmal nichteinmal bei den ohnehin minimalen Reformen beim großen Nachbarn nachgezogen, sondern fabriziert die übliche Volksverarsche. Es ist jedoch davon auszugehen, daß das Thema noch lange nicht durch ist, und sich sowohl bei den Deutschen als auch bei uns noch was ändern wird. Weil die deutschen Parteien nämlich draufkommen, daß sie sich mit einer pro-Prohibitions–Position nur selber Schaden, und machen genau das, was ich vorgeschlagen habe: sie machen Kiffer-Propaganda.

Quote from: spon
Cannabis-Debatte: Die Politik entdeckt das Kiffen

Gebt das Hanf frei? Bremens SPD-Bürgermeister hat die Debatte über eine Legalisierung von Cannabis neu entfacht. Die Grünen wittern ihre Chance. Tatsächlich bewegt sich was - wenn auch sehr langsam.


Carsten Sieling wirkt nicht wie ein Freund des gepflegten Joints, der Sozialdemokrat ist eher der Typ freundliche Büroklammer. Tatsächlich habe er nie gekifft, sagt Sieling. Und doch hat es der 56-jährige Bürgermeister von Bremen in nur einer Woche Amtszeit geschafft, dass die Hansestadt ausnahmsweise nicht wegen ihrer miserablen Kassenlage und hohen Arbeitslosigkeit von sich reden macht - sondern mit progressiver Drogenpolitik.

Sieling und seine rot-grüne Regierung wollen Cannabis - so weit es geht - legalisieren. Die Kriminalisierung sei unzeitgemäß und verursache hohe Kosten bei Polizei und Strafverfolgungsbehörden. So macht man auch vom kleinen Bremen aus bundesweit Schlagzeilen.
Die Debatte über Sinn und Unsinn eines liberalen Umgangs mit Cannabis-Konsumenten ist jedenfalls pünktlich zum Sommerloch neu entfacht. "Es wird höchste Zeit, dass sich in Sachen Cannabis etwas bewegt in Deutschland", sagt Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. "Die Verbotsstrategie ist ganz offensichtlich gescheitert. Wer die Jugend vor den Folgen des Drogenkonsums schützen will, der muss Cannabis kontrollieren und nicht kriminalisieren."

Zuvor hatte sich schon Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Reaktion auf Sielings Vorstoß grundsätzlich für eine Legalisierung von Cannabis ausgesprochen. In Hamburg will Justizsenator Till Steffen (Grüne) das Kiffen zur Ordnungswidrigkeit herabstufen.

...

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/cannabis-legalisierung-die-politik-entdeckt-das-kiffen-a-1044875.html

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